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Basiswissen Lehm

Geschichte, Eigenschaften und zeitgemäße Anwendungen

Historischer Lehmbau

Die ältesten bekannten festen Hauskonstruktionen aus Lehmbaustoffen befinden sich im heutigen Anatolien. Unter diesen fällt insbesondere Catal Höyük auf, deren Hauskonstruktionen bereits vor etwa 8000 Jahren einen bemerkenswert hohen Standard aufwiesen.

Das Bauen mit Lehm ist eine traditionelle Bauweise, die in der heutigen Zeit wieder an Popularität gewinnt. Naturlehm und dabei meist lokaler Lehm waren einst immer das Ausgangsprodukt im Lehmhandwerk. In Deutschland ist der Lehmbau vorallem durch die Fachwerkarchitektur bekannt. Neben dem Lehm-Fachwerkbau gibt es verschiedene andere Lehmbauweisen, wichtig sind dabei die lasttragenden Lehmbauweisen wie der Stampflehm- oder Pisebau, der Lehm-Wellerbau und der lasttragende Lehmsteinbau. Im globalen Süden, wie im Jemen, in Nordafrika oder im Iran, wird die speicherwirksame Masse von Lehm für den sommerlichen Wärmeschutz geschätzt. Im Norden hingegen steht der raumklimatische Aspekt im Vordergrund.

Was ist Lehm und wo kommt er vor?

Lehm ist im geologischen Sinn nicht eindeutig definiert, jedoch ist der Begriff in der Bodenkunde und speziall im Bauwesen gebräuchlich geworden. Lehm ist ein Sediment. Sedimente sind unverfestigte Gesteine die Millionen von Jahren der Verwitterung ausgesetzt wurden. Einfach gesagt, Lehm ist ein Verwitterungsprodukt von Natursteinen und besteht hauptsächlich aus sehr feinen Schichtsilikaten, meist kleiner als 0,002 mm. Tonminerale kommen in weiterer Folge in verschiedenen Formen und Zusammensetzungen vor und meist begleitet von verschiedenen Materialien wie Quarz, Eisenoxide oder Feldspäte.

Lehm besteht fast immer aus mindestens drei Bestandteilen: Ton, Schluff und Sand.

Ton als Bindemittel

Die feinen Tonminerale sind entscheidend für den Lehm, der als Baustoff Verwendung finden soll. Ton ist das Bindemittel des Lehmbaustoffes, wie Zement das Bindemittel von Beton ist.

Lehmbaustoffe haben im Herstellungsprozess so viele verschiedenen Rezepturen, wie die unterschiedlichen natürlichen Zusammensetzungen. Gerade weil die Vorkommen oft inhomogen sind, können die Mischverhältnisse für Baustoffe nie genau festgelegt werden. Geben wir Inhaltstoffe dazu, wird der Tonanteil reduziert und der Naturlehm wird magerer. Diesen Vorgang nennt man auch abmagern. Zum Abmagern kommen oft nachwachsende Rohstoffe, wie Strohhäcksel, Hanfschaben oder Holzspäne, zum Einsatz, ebenso kann mineralisch abgemagert werden. Je nach regionaler Beschaffung oder auch für gewünschte Ergebnisse werden die Zuschlagsstoffe ausgewählt.

Was sind die Vorteile von Lehm?

Luftfeuchtigkeits-Regulierung

Lehm kann die Feuchtigkeit der Raumluft regulieren. Die relative Luftfeuchtigkeit bleibt auf einem optimalen Level von ca. 50% mit leichten Schwankungen um max. 5%

Temperatur-Regulierung

Lehm ist thermisch aktive Masse. An heißen Tagen kann Lehm die Sonnenenergie aufnehmen und während der kühlen Nacht wieder abgeben.

Umwelt- und Ressourcenschonung

Lehm kann problemlos entsorgt oder wiederverwendet werden.

Primärenergiebedarf

Lehm kann ohne hohen Einsatz an Energie bautechnische Verwendung finden und gilt daher als energiearmer Baustoff.

Feuchteausgleich, Langlebigkeit

Lehm ist der optimale Partner organischer Stoffe, insbesondere Holz und Stroh. Er konserviert, indem die verwendeten organischen Stoffe trocken gehalten werden und somit kein Verwitterungsprozess einsetzten kann.

Ästhetik

Lehm bietet eine natürliche, erdige Ästhetik, die viele Menschen anspricht. Er kann leicht gefärbt und geformt werden, um kreative Gestaltungsmöglichkeiten zu schaffen.

Lokale Ressource

Die Verwendung von Bodenaushub reduziert den Transportaufwand und die Umweltbelastung.

Lebenszyklus von Lehm

Die Gewinnung und Weiterverarbeitung verursachen oft erhebliche Umweltbelastungen in Form von Emissionen, Ressourcenverbrauch und Eingriffen in natürliche Ökosysteme und Naturhaushalte. Dadurch, dass Lehm fast überall vorkommt, zwar in verschiedenen Formen und Zusammensetzungen, können die Transportwege erheblich reduziert werden.

Nach Errichtung und Nutzung des Gebäudes kann der Lehmbaustoff schadstofffrei wieder der Natur zurückgeführt werden, ohne die Umwelt zu belasten. Diese Eigenschaft der Reversibilität von Tonmineralen ermöglicht eine Nutzung im gesamten Lebenszyklus, ohne dabei auf Energie angewiesen sein zu müssen.